Deine Mutter ist eine Sau!

Fassbinder verschachtelt Momentaufnahmen über die Brutalisierung im Alltag und konfrontiert sie mit einer Kunstfigur aus den amerikanischen Comics: Phoebe Zeitgeist ist von einem anderen Stern gekommen, um die Menschen zu studieren. Verständnislos sieht sie den gesellschaftlichen Müll um sich: den amtshandelnden Polizisten, Nachbarinnen im Schlagabtausch ihrer Bösartigkeiten, Ehestreit, die materielle Not einer Kriegerwitwe, Schlägerei im Suff, einen Zuhälter in Aktion, Vorwürfe um ein ungewolltes Baby, Emanzipationsgeschwätz als neue Lebenslüge, ein Fotomodell in seiner Angst vor dem Altwerden, ein Mädchen in seiner ersten Liebesenttäuschung, den Metzger beim Sado-Sex.

Fassbinder schichtet seine Fundstücke übereinander, lässt in raschem Rollentausch die Situationen ineinander übergehen, errichtet so eine Szenenklitterung, ein überhastetes Puzzle von Eindrücken. Phoebe übernimmt jeweils einige Phrasen, wiederholt sie, ohne etwas zu begreifen. Sie weist Sprache vor als Instrument der Beschönigung und Unterdrückung. Auf einer Party bringt sie alles zusammenhanglos an, was ihr eingelernt wurde, und schockt die Gäste. Die Menschen würgen an den eigenen Phrasen, mit denen sie konfrontiert sind und vermögen nur noch zu stammeln. Letztendlich spult Phoebe einen Monolog voll spröder Hegelscher Erkenntnistheorie ab.

Fassbinder hat einen Theater-Coup geliefert, ein kleines Allerweltsspektakel, gesehen durch eine Marionette.

Es ist das erste Stück des Regisseurs Said Mola mit dem Theater im Gewölbe.


Es spielen

Phoebe
Andrea Stamwitz

Mädchen
Annette Müller

Model
Nicole Jendrossek

Geliebte
Vera Krakovic

Frau des toten Soldaten
Barbara Krehl

Metzger
Dietmar Berron-Brena

Liebhaber
Gordon Jäntsch

Lehrer
Silke Mahnke

Soldat
Andreas Matern

Polizist
Dieter Löffler

Text:
Rainer Werner Fassbinder

Regie:
Said Mola

Licht:
Reinhard Hug

Grafik, Sound
Gordon Jäntsch


Premiere

11. März 2006 im Salmen Offenburg

Förderer

Kulturbüro Offenburg


Presse

Mit lang anhaltendem Applaus belohnte das Publikum das Theater im
Gewölbe für seine aktuelle Produktion: Es überzeugte mit Fassbinders »Blut am Hals der Katze« im Salmen.

Offenburger Tageblatt

Nicole Jendrossek verschmolz so mit ihren Rollen, dass sie an
Eindringlichkeit kaum zu überbieten war.

Offenburger Tageblatt

In letzter Zeit war es still um die Gruppe geworden, mit Mola lebt sie neu auf, sie zeigt Präsenz und ordentliche darstellerische Qualitäten.

Badische Zeitung