Die Show des Lebens

Wettbewerb um das traurigste Leben

Veröffentlicht in: Show des Lebens | 0

Seelenstriptease in der Reality-Show ist das Thema des neuen Stücks des Offenburger Theaters im Gewölbe / Regie: Miriam Lemdjadi.

Badische Zeitung von 2. Februar 2017

OFFENBURG. „Die Show des Lebens“ heißt die neue Produktion des Offenburger Theaters im Gewölbe, und der Titel lässt es ahnen: Wir sind in der von Scheinwerfer und Schicksal, Glitzer und Glamour bestimmten Welt des Fernsehens.

Das Stück parodiert das TV-Format der Reality-Show. Ein pfauenhaft aufgetakeltes Moderatorenpaar versucht dabei, den Kandidaten ihre durchweg traurigen Lebensgeschichten zu entlocken. Die breiten ihre Misserfolge, ihre Einsamkeit, ihre seelischen Nöte vor dem Publikum aus – angefeuert von den Moderatoren und beflügelt vom Moment der Aufmerksamkeit – und vom Wunsch, diese Show zu gewinnen! Denn darum geht es: Wer von den Kandidaten hat das elendeste Leben?

So wird der Zuschauer konfrontiert mit sieben Personen, die von ihren unerfüllten Sehnsüchten und ihrem Scheitern erzählen – ein zwischen Tragik und Komik pendelndes Kaleidoskop. „Wir haben das Stück aus Monologen heraus entwickelt, diese Form aber aufgebrochen durch unterschiedlichste Elemente“, erklärt Miriam Lemdjadi, Regisseurin des Theaters im Gewölbe (ThiG). So bilden etwa die Kandidaten einen Chor nach dem Muster der griechischen Tragödie, um die Lebensgeschichte eines „Mitbewerbers“ zu kommentieren. Oder auch eine Showtanztruppe mit fliegenden Beinen und frechem Hüftwackeln – nach dem Muster von Fernsehshows der 1960er und 1970er Jahre. Auch Live-Musik gehört dazu, wie der Beifallspegels des Publikums, das an den richtigen Stellen klatschen darf/muss. Miriam Lemdjadi stellt klar, dass es ihr nicht um eine psychologisierende Darstellung geht. Das machen schon die Kostüme deutlich: Etwa der Moderator, ganz in Gold mit Federkrone, oder die Kandidatinnen der Show mit ihren blauen Frisuren, die teils an Marge Simpson aus „Die Simpsons“erinnern. „Gleichzeitig retro und aktuell“, lautet der Kommentar von Miriam Lemdjadi.

Sie hat sich aufgrund einer Stellenanzeige um die Regie beim ThiG beworben. Sie ist Offenburgerin, spielte als Grimmels-Schülerin in der Theater-AG des Gymnasiums, wirkte aber auch bei anderen Theater-Projekten mit. „Ich wusste, dass ich im Theaterbereich arbeiten will“, sagt sie. Sie habe daran gedacht, sich an einer Schauspielschule zu bewerben. Andererseits war ihr bewusst, dass dieser Beruf mit viel Stress und Unsicherheit behaftet ist. Sie habe in Karlsruhe ein Pädagogikstudium aufgenommen. „Es war eine Kopf-Entscheidung. Mein Bauchgefühl sagte mir klar, dass ich das eigentlich nicht will.“ Das Bauchgefühl setzte sich durch. Nach wenigen Semestern bewarb sich Miriam Lemdjadi an der Fachhochschule in Lingen an der Ems, Niedersachsen. „Der Vorteil dort war die starke Praxisorientierung“, erzählt sie. „Wir arbeiteten teils sehr viel mit dem Körper, darunter auch Schauspielunterricht.“ Nach ihrem Abschluss kehrte sie wieder in die Region zurück. Sie lebt in der Nähe von Freiburg und arbeitet freiberuflich als Theaterpädagogin mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, leitet Kurse und Gruppen. „Beim Theater und Gewölbe geht es jedoch ausschließlich um die Regie“, sagt sie. „Die Gruppe ist sehr erfahren, der künstlerische Aspekt steht im Vordergrund.“

Theater im Gewölbe: „Die Show des Lebens“. Premiere: Donnerstag, 9. Februar 2017, 20 Uhr, Salmen. Weitere Aufführungen: Freitag, 10. Februar, und Samstag, 11. Februar, jeweils 20 Uhr. Achtung: Platzkarten

Text: Rob Ullmann

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert