Veranstaltungskritik aus der Galerie Ortenau vom 28. Februar 2009
Es war ein besonderer Abend. Das Theater im Gewölbe (ThiG) feierte nicht nur die Premiere des Stücks „Kalldewey, Farce“ von Botho Strauß sondern auch das 30-jährige Bestehen ihrer Amateurtheatergruppe. Rund 60 Besucher erschienen 28. Februar im Offenburger Salmen. Sicher war ich nicht die Einzige, die dem Stück mit Spannung und Interesse entgegen sah, zumal ich mich im Vorhinein über „Kalldewey, Farce“ bewusst kaum informiert oder es gar belesen habe.
Vor Beginn der Aufführung, kurz nach 20 Uhr, trat eine Frau auf die Bühne, die einige einleitende Worte sprach. Laut ihrer Aussage ist „Kalldewey, Farce“ ein Stück, das die Zwänge der Gesellschaft darstellt und die Konflikte, die sich hinter den Masken aufgeklärter Menschen verbergen, preiszugeben versucht. Den Zuschauern wurde der Tipp gegeben, die kommenden Szenen auf sich wirken zu lassen und nicht zu versuchen, einen Zusammenhang oder gar eine Geschichte auszumachen.
Dies stellte sich im Verlauf des Stückes als ein recht guter Rat heraus. So erschienen einige Szenen zunächst zusammenhanglos. Es war zunächst witzig anzusehen, wie der Orchestermusiker Hans von seiner Frau Lynn, in Anwesenheit zweier Lesben namens Kattrin und Meret, die von Lynn zuvor angeheuert wurden, zerfetzt und später dessen gesamtes abgetrenntes Bein (zum Glück nur in Form einer Attrappe) in die Waschmaschine gesteckt wurde. In der nächsten Szene ist Hans jedoch komischerweise wieder am Leben und feiert mit den drei Frauen und einem uneingeladenen, durch Obszönitäten provozierenden, Herren namens Kalldewey Lynns Geburtstag. Alle scheinen wohlbehalten, aber (nicht nur optisch) verändert zu sein.
Eine Premiere ist für Schauspieler immer etwas Besonderes. Von Nervosität seitens der sechs Hobby-Schauspieler des ThiG war jedoch keine Spur. Souverän meisterten sie ihre Rollen und überzeugten auf ganzer Linie. Meine persönliche Favoritin war Barbara Krehl in der Rolle der Kattrin, die sich mit der spritzigen Darstellung ihrer Figur in die Herzen der Zuschauer spielte.
Insgesamt erntete das Stück in einigen Szenen mehrere Lacher, die größtenteils durch die Dialoge, aber auch durch die auf den Punkt gebrachte Darstellungen der Schauspieler ausgelöst wurden. Auch die musikalischen Einspieler zwischen den Szenen waren gelungen. Sie lockerten das Stück auf und untermalten perfekt die verschiedenen dargestellten Situationen.
Es war ein zum Nachdenken anregendes, außergewöhnliches Stück, das mich persönlich dazu ermutigt hat, in Zukunft des Öfteren moderne, mir unbekannte Theaterstücke zu besuchen. Denn an diesem Abend habe ich gelernt, dass es wohl nichts Interessanteres gibt als ein Stück unvoreingenommen auf sich wirken zu lassen.
Autorin: Margarita Lang, Volunteer