Das Theater im Gewölbe amüsierte mit einer gelungenen „gendergemainstreamten“ Komödie
Kritik in der Badischen Zeitung vom 10. Mai 2005
OFFENBURG. Unvergessen ist die Verfilmung von Neil Simons Komödie „Ein seltsames Paar“ aus dem Jahr 1968 mit den Oscar-Preisträgern Jack Lernon und Walter Matthau. Nicht weniger komisch Neil Simons Damenversion der Komödie: „Ein ungleiches Paar“, die vergangenen Samstag von Offenburgs Amateur-Ensemble Theater im Gewölbe e.V. auf die Bühne des Salmen gebracht wurde. Die äußerst ordnungsliebende Florence, deren Mann sich nach 14 Jahren Ehe von ihr trennt, ist am Boden zerstört und spielt mit mehr oder weniger praktikablen Selbstmordgedanken, derweil mehr oder weniger lebenswichtige Fragen von ihren Freundinnen während des rituellen gemeinsamen Spieleabends geklärt werden. Um der in Selbstmitleid ertrinkenden Florence zu helfen, bietet Freundin Olive ihr den Einzug in ihren chaotischen Single-Haushalt an.
Bewusst verzichtet der Dramatiker Neil Simon auf die gewohnten Verwechslungsspiele der Boulevardkomödien. Das Theater im Gewölbe unter der Regie von Alma Bolivar verstand es genau die Alltagskomik umzusetzen, die Simons Stücke auszeichnet. Das Ensemble, an der Spitze Barbara Krehl und Andrea Stamwitz als Olive und Florence, bewies ein feines Gespür für Situationskomik und präzises Timing wodurch der Wortwitz des Textes seine volle Wirkung entfalten konnte. Ein schlichtes Bühnenbild, Alltagskleidung und nur die nötigsten Requisiten reichten um die dramatischen Gegensätze von Chaos und Ordnung im WG-Leben der beiden geschiedenen Frauen darzustellen. Schlicht aber wirkungsvoll – wohl im Sinne von Neil Simons.
Die chaotische Olive lernt durch ihre neue Mitbewohnerin nur zu schnell, dass Ordnungs-Genie und Wahnsinn nahe beieinander liegen. Während Florence, Verfechterin penibler Reinlichkeit, ihrerseits durch Olive einiges an Nerven einzubüßen hat. Ein missglücktes Rendezvous mit zwei spanischen Junggesellen spitzt die Lage zu. Der große Krach ist vorprogrammiert.
Mit viel Liebe zum Detail und treffsicheren Pointen wurden die Charaktere der insgesamt fünf Stadtneurotikerinnen gelungen dargestellt. Neben den individuellen Macken, schaffte es die Offenburger Schauspieltruppe auch den herzhaft lachenden Zuschauerreihen die emotionale Bindung der fünf Frauen zu verdeutlichen, die einander gerade wegen ihrer nervigen Eigenarten brauchen – die zwischenmenschliche Grundlage für die dem ganz normalen Alltagswahnsinn entnommene Komödie. Ein gut inszeniertes, zeitloses Stück, dessen Herkunft und Entstehungszeit man dennoch auf geschickte Weise im 60er-Jahre Sound verriet, der die Szenenwechsel begleitete.
von Thomas Kornmaier