Shakespeare reloaded: Das Theater im Gewölbe packte den Großdichter beherzt in den Mixer
Kritik in der Badischen Zeitung vom 9. März 2004
OFFENBURG. Es waren noch Plätze frei am Samstagabend im Salmen zur Premiere von „Shakespeare? Vergessen Sie Shakespeare!“, dem neuesten Stück des Offenburger Theaters im Gewölbe (ThiG). Das tat aber dem Abend keinen Abbruch, alle Anwesenden genossen das Spiel. Spiel war hier durchaus im doppelten Sinn zu verstehen: Nicht nur das Schauspielen selbst, sondern auch das Spiel mit und von des Dichters William Shakespeares Texten, Figuren, Dramaturgien.
Denn der Titel ist natürlich ironisch zu verstehen, Shakespeare gab es an allen
Ecken und Enden. Die Idee an sich ist nicht neu: „The Best of Shakespeare“, eine Sammlung der besten Szenen aus Shakespeares Dramen hat es seit seinem Tod immer wieder gegeben. So machte das ThiG Shakespeares Theater und seine Zeit zum Thema. Das fing schon damit an, dass – ganz Im Gegensatz zu Shakespeares Zeiten – zunächst nur Frauen (in Männerkleidern) auf der Bühne zu sehen waren, eine Theatertruppe, die eine Tragödie zu spielen gedenkt. Die Suche nach einem Prinzen als Hauptperson gestaltete sich als schwierig, bis zufällig ein Bursche dahergestolpert kam, der nach einiger Debatte angeheuert wird.
Von dieser Rahmenhandlung gibt es immer wieder Gelegenheit, mehr oder weniger schlüssig zu – den greatest Hits von Shakespeare abzuschweifen. Hauptquellen sind „Richard III“, „Macbeth“, „Hamlet“, „Wie es euch gefällt“, „Romeo und Julia“ und „Der Sturm“. Natürlich dabei die Geisterszene aus Hamlet,
natürlich dabei die Hexen aus Macbeth („schön ist hässlich, hässlich schön“) eben (fast) alles wofür Shakespeare immer wieder gefeiert wird.
Gespielt wurde nicht nur auf der Bühne, sondern auch vor der Bühne (für die hinteren Reihen nur schwer zu sehen) und auf der Empore im Hintergrund (JuIias Monolog). Und immer wieder die Brechung der .,Handlung“: So spricht
Hamlets Geist durchweg französisch, aber auch andere romanische Sprachfetzen
waren zu hören, am Ende in einer sprachlichen Kakofonie gipfelnd.
So wurden die fünf Viertelstunden des Abends wegen der ansprechenden
spielerischen Leistungen und wegen des beherzten Zugriffs im Sinne des Regiertheaters (Inszenierung: Alma Bolivar) eine vergnügliche Lektion über das Theaterspielen Im allgemeinen und Shakespeares Theater im besonderen.
Fazit: Shakespeare ist universal. Er ist nicht nur zeitlos, er scheint sich auch jeder Sprache angleichen zu können. Shakespeare ist weder totzukriegen, noch kann man Ihn vergessen: „Ein mächt’ger Zauber ward die Brühe“ (Macbeth).
von: Wendelinus Wurth