Wenn das Theater im Gewölbe (ThiG) mit der ersten Produktion in diesem Jahr auftaucht, tragen die Ensemble-Mitglieder Bademützen. Warum? Mal sehen, ob es darauf im »Spiel der Fragen« eine Antwort gibt.
Vorankündigung im Offenburger Tageblatt vom 3. Mai 2002
von Burkhard Ritter
Offenburg. Derzeit probt das ThiG fast täglich für die Premiere am 8. Mai in der Reithalle: Verschiedene Texte von Pablo Neruda und eigene Gedanken sollen bis dahin bühnenreif sein. Das ThiG nimmt Maß: Im Kellergeschoss des Spitalspeichers kleben zwei der zehn Aktiven des Offenburger Amateur-Ensembles den Boden ab, um die Umrisse der Reithallenbühne zu simulieren. »Proben in der Reithalle – eigentliches Domizil des ThiG – können derzeit wegen der dichten Belegung kaum stattfinden«, bedauert Silke Mahnke, Vorstand des ThiG. Also bringt man mit den orangenen, gelben, blauen oder grünen Kostümen Farbe in den Spitalspeicher. Fast täglich sind die Schauspieler dort anzutreffen, irgendwo zwischen stickigem Dachgeschoss und muffigem Keller. Dort nimmt Regisseurin Alma Boliva auf einem abgewetzten Sofa Platz, um jede Bewegung, jede Passage unter die Lupe zu nehmen. Und gegebenenfalls etwas zu verbessern oder gar zu erweitern. Gespielt wird mit viel Bewegung. Im Mittelpunkt stehen Fragen wie »Wen lacht der Reis mit seinen weißen Zähnen an?« oder »Wer hat geschrien, als das Blau geboren wurde?«. Bislang sind es 42 solcher Fragen, die sich an den Texten des chilenischen Autors Pablo Neruda orientieren. Texte von Pablo Neruda Mit dem Autor hat sich das Ensemble intensiv beschäftigt, hat das Wohnhaus besucht, Gedichte und Biografien gelesen. »Er hat eine ungeheuer sinnliche Sprache«, begeistert sich Silke Mahnke, die eine Männer mordende Sirene abgibt. »Es ist erstaunlich, was für eine Geschichte daraus entsteht«, lacht Sarah Schneider, die beim ersten Kontakt mit dem Text »na ja« dachte. Doch dann ließ auch sie sich begeistern von den rätselhaften Fragen, die sich zu einer Collage entwickelten. Die Regisseurin lässt viel Raum zum Improvisieren, außerhalb der gezielten Proben gibt es ein regelmäßiges Training einmal die Woche. »So haben sich nicht nur die Texte, sondern auch die Figuren entwickelt«, erinnert sich Vera Laurischk. Zusammen mit Sarah Schneider und Andreas Matern gehört sie zu den jüngsten der Gruppe. Die Schüler sind quasi auf der Bühne groß geworden. Andreas Matern braucht neue Gymnastikschläppchen; aus denen in Größe 43 ist der 18-Jährige endgültig herausgewachsen. Auch ansonsten zwickt`s hier und da: »Ist die rote Bademütze bequemer als die gelbe?« »Ich kann die nicht lange aufbehalten, ich bekomme Kopfweh!« »Also schöner sehen wir mit den Kappen nicht aus«, meint eine Mitspielerin. »Aber dafür seltsam, und darauf kommt es an«, plant Silke Mahnke, am Samstag auf dem Markt auf das Theater-Event aufmerksam zu machen. Premiere für das »Spiel der Fragen« ist am Mittwoch, 8. Mai, um 20 Uhr in der Reithalle. Weitere Aufführungen: Donnerstag, 9. Mai, und Freitag, 21. Juni.