Offenburger Tageblatt vom 3. März 2018
Eine Inszenierung von Ödön von Horváths »Kasimir und Karoline« brachte das »Theater im Gewölbe« auf die Bühne des Salmen. Veränderungen in den partnerschaftlichen Beziehungen der Figuren standen im Mittelpunkt.
Als »Liebesballade mit komischen Elementen« hat Ödön von Horváth »Kasimir und Karoline« einst bezeichnet. Mit vielen verschiedenen Stilelementen brachte das »Theater im Gewölbe« das Stück auf die Bühne des Salmen. Kasimir, der gerade seine Arbeit verloren hat, ahnt es schon zu Beginn, dass seine prekäre wirtschaftliche Situation ihn die Liebe seiner Freundin Karoline kosten wird.
Michael Lauther spielt den Protagonisten aus Ödön von Horváths Stück wie einen traurigen Clown, der gänzlich un-amüsiert auf dem Münchner Oktoberfest herumirrt. Karoline (Barbara Krehl) dagegen wirkt ziemlich unberührt, fast wie losgelöst vom eigenen Leben oder gar dem Unglück, das ihren Partner getroffen hat.
Pragmatisch ihre Möglichkeiten abcheckend, stapft sie nach kurzem Zögern sehr entschlossen los, als die Chance auf eine bessere Partie in Gestalt des Kommerzienrats (Philipp Basler) aufblitzt.
Nur von kurzer Dauer
Natürlich ist das falsche Glück von kurzer Dauer. Aber als sie, schnell wieder weg geworfen vom vermeintlich »besseren Herrn«, zurückkommt, hat Kasimir sich schon mit der Erna (Andrea Stamwitz) getröstet, die Karolines Ex ihrerseits gegen den noch randständigeren Merkel Franz (Angelika Rissler) eingetauscht hat. Ein Aufstieg im Kleinen – man nimmt, was man kriegt.
Auch Elli (Nicole Jendrossek) wurde von Marie (Silke Mahnke) gedrängt, völlig geschäftsmäßig ihre Jugend und Gunst gegen wirtschaftliche Vorteile einzutauschen. Die gleiche Rolle wie Marie nimmt für Karoline der Zuträger des Kommerzienrats und des Landgerichtspräsidenten (Barbara Lampert), der kühl berechnende Schürzinger (Gereon Niekamp) ein.
Allein für ihn geht am Ende die Rechnung des bösen Spiels auf: Eine Beförderung und die abgelegte Geliebte des Chefs sind sein Lohn.
Die Regisseurin des »Theaters im Gewölbe«, Miriam Lemdjadi, punktet mit der Ausstattung, dem wirklich tollen gefilmten Bühnenhintergrund und den sorgfältig und millimeterfein den gesellschaftlichen Klassen zugeordneten sehr fantasievollen Kostümen. Auch die Gesangseinlagen, von denen eine in einen wilden, trunkenen Tanz übergeht, hinterlassen Eindruck. Schwierig einzuordnen sind dagegen die kurz eingestreuten Maskenszenen, die das feiernde Volk auf dem Oktoberfest symbolisieren – betont statisch und stark symbolhaft angelegt, lassen sie etwas ratlos zurück.
Auch das Ensemble spielt bis auf kurze Szenen, etwa den Tanz im Rausch, sehr ruhig. Einzelne Bilder frieren die Bewegungen ganz bewusst ein. Erfrischend pragmatisch gelöst ist die Frage der Hosenrollen, die dadurch gut funktionieren – souverän, unbefangen und zwanglos glaubwürdig agieren Angelika Rissler und Barbara Lampert, die in einer tollen Szene einen veritablen Dreckskerl samt hämischem Lachen perfekt verkörpert.
Autor: Regina Heilig
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