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Das Thig stellt Fragen über Fragen

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„Theater im Gewölbe“ hat sich von Nerudas „Buch der Fragen“ zu einem Stück inspirieren lassen

Vorankündigung in der Badischen Zeitung vom 7. Mai 2002
von Susanne Moser

OFFENBURG. „Wo ist das Kind, das ich gewesen bin?“ Mit dieser und vielen anderen Fragen aus Pablo Nerudas „Buch der Fragen“ beschäftigen sich die Schauspieler des Theaters im Gewölbe (ThiG) seit mehreren Monaten. Am 8. und 9. Mai präsentiert das ThiG das auf Grundlage von Pablo Nerudas Fragen entstandene „Spiel der Fragen“. Veranstaltungsort wird die Reithalle sein, am 21. Juni wird das Stück ein drittes Mal in der Waldorfschule gezeigt. Beginn ist jeweils um 20 Uhr.

Das Meer nimmt in Pablo Nerudas Dichtung eine zentrale Rolle ein. „Wo ist die Mitte des Meeres, warum laufen die Wellen nicht dorthin?“ Während der Probearbeiten arbeiteten die Amateurdarsteller mit diesen Fragen. Sie improvisierten zu ihnen und den in ihnen entstehenden Assoziationen. So entstand zum Beispiel die Szene, in der eine vom Meer träumende Menschengruppe eintaucht in den Ozean und jeder von ihnen sich durch das einfache Requisit einer Badekappe in einen Meeresbewohner verwandelt. Der Zuschauer wird mitgerissen in eine Unterwasserwelt voll flinker Fischchen, in der ein Krebs sich eine neue Behausung sucht und ein Raubfisch erfolgreich auf Beutefang geht. Er wird zeuge der geburt eines Nixleins, das seine Verführungskunst erst einmal an einem aufgebrachten Pinguin ausprobiert.

Diese verzauberte, durch Körperausdruck und Musik erschaffene Welt wird durchzogen von Nerudas eindringiichen Fragen nach der Beschaffenheit des Lebens und der Welt. Doch nicht alle Szenen haben diesen phantastischen Charakter, einige führen den Zuschauer auch wieder in den Alltag. So zum Beispiel die Büroszene, in der der Laufbursche den eintönigen Arbeitsalltag durchbricht, indem er die Sekretärinnen zu erotischen Phantasien inspiriert.

1999 übernahm die Chilenin Alma Bolivar die Regie der seit mittlerweile mehr als 25 Jahren bestehenden Offenburger Theatergruppe. Das Werk des ebenfalls chilenischen Dichters Pablo Neruda bezeichnet sie als „Hommage an mein Land“. Nerudas Frage „Ist es wahr, dass nachts immer ein schwarzer Kondor über mein Land fliegt?“ habe sie persön- lich am meisten beschäftigt, auch wenn sie alle Fragen spannend findet Bei den Aufführungen können sich die Zuschau- er von der Intensität der Fragen und der Leistung des Thigs überzeugen.